Die Verbraucherpreise erhöhten sich wie schon im März um durchschnittlich 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Montag zu seiner ersten Schätzung mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Anstieg auf 2,3 Prozent gerechnet. Sie sagten in ersten Reaktionen:

Alexander Krüger, Chefvolkswirt Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank: 

«Die letzte Wegstrecke zum Preisziel wird schwer, und das zeigt sich derzeit. Wahrscheinlich wird die Inflationsrate demnächst auch noch mal leicht steigen. Am Umfeld einer Quasi-Preisstabilität ändert das nichts. Das ungute Gefühl unliebsamer Inflationsüberraschungen bleibt bestehen. Wohl und Wehe des Inflationsrückgangs hängen vor allem an den Dienstleistungspreisen.»

Ralph Solveen, Ökonom Commerzbank: 

«Die deutsche Inflationsrate ist im April nicht weiter gefallen, sondern lag mit 2,2 Prozent auf dem gleichen Niveau wie im März. Die Kernteuerungsrate ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise ist hingegen weiter von 3,3 Prozent auf 3,0 Prozent gefallen. Zumindest teilweise ist dies wohl auf die frühe Lage des Osterfestes zurückzuführen. Wir gehen davon aus, dass sich die Kernteuerungsrate in den kommenden Monaten bei etwa 3 Prozent stabilisieren wird, da insbesondere die Unternehmen in den Dienstleistungssektoren die massiv steigenden Lohnkosten an ihre Kunden weitergeben werden.»

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt VP Bank: 

«Dass die Inflationsrate im April nicht weiter zurückgeht, mag auf den ersten Blick als Dämpfer im Disinflationsprozess erscheinen, doch die Teuerungsentwicklung offeriert im Detail eine Reihe von guten Nachrichten. Unter Herausrechnung der volatilen Energie- und Nahrungsmittelpreise (Kernrate) fällt die Inflationsrate merklich von 3.3 Prozent auf 3 Prozent. Erfreulich dabei ist, dass sich der Preisauftrieb im Dienstleistungssektor abgeschwächt hat. Die Preise für Dienstleistungen verteuerten sich im April um 3.4 Prozent, nachdem es im März noch 3.7 Prozent waren. Gerade darüber dürfte sich auch die EZB freuen. Energiepreise wirken gegenüber dem Vorjahresmonat noch immer dämpfend. Lebensmittelpreise waren hingegen verglichen mit dem Niveau vor einem Jahr teurer und auch die Preise im Restaurant haben vermutlich gemessen gegenüber den Vorjahresniveaus weiter zugelegt. Letzteres ergibt sich aus dem Daten der Bundesländer, die heute Morgen bereits zur Veröffentlichung anstanden.»

Carsten Brzeski, Globaler Leiter Macro, ING Bank

«Diese Zähigkeit dürfte anhalten und die Gesamtinflation in Deutschland könnte im nächsten Monat wieder auf 3 Prozent ansteigen. Tatsächlich wird die Inflation in den kommenden Monaten von zwei gegenläufigen Faktoren bestimmt: den noch verzögerten Auswirkungen der Straffung der Geldpolitik und den gleichzeitig ungünstigeren Basiseffekten sowie Spannungen in der Lieferkette aufgrund der Spannungen im Nahen Osten wie die konjunkturelle Verbesserung der deutschen Wirtschaft. Die Zähigkeit der Inflation spiegelt sich auch in den Verkaufspreiserwartungen der Unternehmen wider, die sich im verarbeitenden Gewerbe leicht unter dem historischen Durchschnitt und im Dienstleistungssektor deutlich darüber stabilisiert haben. Daher sehen wir, dass sich die Inflation weiterhin in der breiteren Spanne zwischen 2 Prozent und 3 Prozent bewegt und nicht linear auf 2 Prozent zusteuert.» 

(cash/Reuters)